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Kinderarmut

Wie Kinderarmut klein gerechnet wird

Kinder unter 15 Jahren in Hartz IV-Bezug werden weniger. So hört sich die Schlagzeile der Bundesagentur für Arbeit als an und verkauft es als großen Erfolg. An den Zahlen lasse sich angeblich messen, dass die Situation am Arbeitsmarkt besser sei, als man das für gewöhnlich wahrnimmt. Den Jobcentern sei es gelungen, die Eltern dieser Kinder in Arbeit zu integrieren. Die Arbeitsmarktreformen waren ein durchschlagender Erfolg! Und die Medien beten es fromm nach. Ohne Hintergrundfakten, ohne eigene Überlegungen…

Dabei müsste Herr Weise es doch besser wissen. Weniger Kinder = weniger Hartz IV-Kinder, eine sehr einfache Formel die offenbar zu hoch ist, für die Intelligenz der Bundesregierung bzw. zahlreicher Medien.

Aber rechnen wir doch mal nach:

Im Jahr 2006 gab es in Deutschland etwa 11,5 Millionen Kinder unter 15 Jahren.
2011 waren es nach bester Schätzung nur noch 10,75 Millionen Kinder unter 15 Jahren.

Es gab also 2011 etwa 0,75 Millionen Kinder unter 15 Lebensjahren weniger im Land als noch 2006, ein Minus von 6,5%.
Etwa 1,64 Millionen Kinder erhielten im Jahr 2011 Hartz IV. Das heißt, sie bezogen nicht Hartz IV, sondern Sozialgeld. Im Jahr 2006 waren es knapp 1,9 Millionen Kinder, genau 257.000 Kinder mehr, ein Minus von 13,5%.
Nach Adam Riese heisst das, das von den 1,64 Mio Kindern immer noch jedes sechste Kind nach wie vor unter Kinderarmut leidet.
Der Geburtenrückgang, der andernorts beklagt wird, hier hat er schöne Zahlen geschaffen indem man ihn nicht zur Bevölkerung sondern zu den rückläufigen Kinderzahlen von 2006 in Beziehung gesetzt hat.

Zwangsläufig hat der Rückgang von 13,5 Prozent auch etwas damit zu tun, dass es zwischen 2006 und 2011 etwa 550.000 weniger Kinder im Land gab.

Dies erklärt aber noch nicht, weshalb der Rücklauf so viel höher ausgefallen ist, obgleich andere Zahlen belegen, dass die Kinderarmut nicht auf dem Rückzug sondern vielmehr auf dem Vormarsch ist. Durchaus kann es daran liegen, dass die Eltern in Arbeit vermittelt wurden, ob das Leben auf Hartz IV-Niveau deshalb aber vorbei ist, muß bezweifelt werden, denn anständig bezahlte Vollzeitarbeit ist ja ebenfalls auf dem Rückzug. Stattdessen sind schlecht bezahlte Jobs, Minijobs und Leiharbeit ebenso wie Praktikas auf dem Vormarsch und reichen nicht zum Leben aus.

Wie Kinder aus Statistiken verschwinden

Wie schon erwähnt erhalten Kinder nicht Hartz IV sondern Sozialgeld, wie alle nicht erwerbsfähige Personen.

Die Praxis der Jobcenter ist es nun, dass man das erzielte Einkommen einer Bedarfsgemeinschaft (BG) auf alle Personen der BG verteilt bzw. verrechnet. Bevorzugt verrechnet man dabei auch die Sozialgeldansprüche innerhalb der BG, d.h. die Sozialgeld-Regelsätze der Kinder. Die sind ohnehin geschmälert, weil man auch das Kindergeld davon abschlägt.


Das heißt, wenn eine Familie das geringe Einkommen vom Jobcenter aufstocken lassen muß, dann erhält sie Arbeitslosengeld II, nicht Sozialgeld. Die Kinder sind durch Kindergeld- und Einkommensbereinigung zwar auf dem Bescheid der Behörde aufgelistet, erhalten faktisch aber keine Leistungen.
Damit fallen sie automatisch aus der Statistik der Kinderarmut. So rechnet man Kinderarmut klein.

Der Niedriglohnsektor ist beträchtlich angewachsen in den letzten Jahren. Viele Erwerbslose landeten seither in Mini- oder Midi-Jobs. Was die BfA behauptet, ist praktisch gelogen.

Die Kinderarmut geht nicht zurück, wie man das so feierlich verkündete. Im Gegenteil, sie steigt sogar.

Wahr ist auch, dass dieser Rückgang der Geburtenzahlen eine Folge der Wirtschafts- und Sozialpolitik ist, der immer mehr Menschen in Armut, Armutsrisiko und große Zukunftsangst gestürzt hat. Wer nimmt da noch das „Armutsrisiko Kind“ auf sich? Wer will noch Kinder in die Welt setzen, wenn er fürchtet, sie müssten unter unwürdigen Bedingungen in Armut aufwachsen?

Dieser Staat nimmt jungen Familien die Möglichkeit den Kindern ein ordentliches Nest zu geben. Und wo Nester fehlen sinkt auch die Geburtenrate. In der DDR hat man deshalb sehr viel in dieser Richtung getan. Das reichte vom Heiratskredit über kostenlose Krankenversicherung bis zu Kindergartenbetreung und Schulessen. Das nennt man Familienpolitik. Im Westen wird von jungen Leuten Mobilität erwartet. Sie entwurzeln nicht nur, sie haben auch keine Zeit Nester zu bauen, da sie ständig den Jobs hinterher ziehen. Dazu kommt, das damit auch die Betreuung durch Großeltern unmöglich wird. Das heisst der gesamte Familienrückhalt wird zerstört und das nicht nur innerhalb Deutschlands sondern so geht es auch Ausländern die hier arbeiten. Und alles nur damit Unternehmer billige Arbeitskräfte haben. Dieser Staat opfert seine Kinder auf dem Altar der Gier.

Deutschland, Schlusslicht bei den Geburten


Wahr ist auch, dass trotz allem Gerede und gespielter Besorgnis, Kinder seien unsere Zukunft, immer weniger für die Kinder getan wird.

Statt mehr Geld für arme Kinder bereitzustellen, werden lieber Gutscheine für Sachleistungen in die Welt gesetzt wurden. Da fühlt man sich zurückversetzt in die Nachkriegszeit, wo tausende verhungerten. Auch ist den Behörden sehr wohl bekannt, das diese Gutschein eben nicht reichen, um die Kosten zu decken. Zumal die Anträge, diese zu bekommen immer länger werden.

Es ist staatlich verordnete Kinderarmut, weil man sich dieser Verantwortung für die nächste Generation entledigen will. Man schiebt es einfach auf die Eltern. Diese sind so ziemlich für alles verantwortlich.

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Diskussionen

2 Gedanken zu “Kinderarmut

  1. Wirklich Super! i like it! Wo ist denn der Facebook-Like-Button?

    Verfasst von Oli | 22 Februar, 2012, 4:40 pm
    • Danke, wir finden das Thema Kinderarmut ist auch ein Eltern-Armutsproblem. Nur haben Eltern eben nicht den „Kuschelfaktor“.

      Verfasst von monopoli | 22 Februar, 2012, 11:05 pm

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