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Maueropfer oder Held?

Michael Gartenschläger, geboren am 13. Januar 1944 in Strausberg bei Berlin und damit als DDR-Bürger aufgewachsen gilt als Held der BRD, wahnsinnigerweise baute er Selbstschußanlagen an der DDR-Grenze ab, wobei er am 30. April 1976 an der innerdeutschen Grenze zwischen Leisterförde/Bezirk Schwerin und Bröthen/Schleswig-Holstein nach einem Schusswechsel ums Leben kam. Nach bisherigen Untersuchungen eröffnete er das Feuer auf die Grenzposten der DDR, nachdem er von ihnen entdeckt wurde. Heute liegt ein Gedenkstein mit Kreuz in der Gemeinde Langenlehsten nahe dem Sterbeort.

Wir wollen uns diesen „Held“ mal näher anschauen.

Michael Gartenschläger wurde im August 1961 – siebzehnjährig – zusammen mit fünf Freunden nach Protesten gegen den Mauerbau und damit verbundener Brandstiftung an der Feldscheune einer LPG festgenommen und im September wegen „staatsgefährdender Propaganda und Hetze sowie der Diversion“ zu lebenslanger Haft verurteilt und nach Verbüßung von 9 Jahren und 10 Monaten am 05. Juni 1971 in die BRD entlassen.
Laut Angaben der BRD wurde er für 40.000 DM freigekauft.

Danach betätigte er sich seit 1973/74 gemeinsam mit ebenfalls aus der Strafhaft der DDR entlassenen Personen als „Fluchthelfer“.
Nach eigenen Angaben behauptet er an der Fluchthilfe von insgesamt 31 Personen beteiligt gewesen zu sein. Sechs Menschen soll er demnach persönlich zur Flucht aus der DDR in die Bundesrepublik verholfen haben. Wer das genau war ist nicht zu ermitteln. Ob er dafür Geld bekam ist unbekannt.
Was hier als Fluchthelfer bezeichnet wird, ist nichts anderes, als das was Schleuser heute an der Mexikanischen Grenze machen. Auch die verhelfen Menschen im vermeintlich besserem Amerika zu einem neuem Leben. Nur werden diese Fluchthelfer nicht als Helden gefeiert, sondern als Menschenhändler und Schlepper verfolgt.

So arm wie er aus der Haft kam – macht er sich binnen Kurzem in Hamburg als Pächter einer Tankstelle selbstständig. Und nicht nur das, er hat auch noch Geld für Waffen und Reisen.

1973 und 1975 liefen gegen ihn mehrere Ermittlungsverfahren in der BRD, darunter wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz. Auch hier kollidiert er bereits innerhalb von 2 Jahren mit dem Gesetz.

Anfang 1976 bot er der Illustrierten „Quick“, dem Landesamt für Verfassungsschutz in Hamburg, sowie dem BND an, eine an den Grenzsicherungsanlagen der DDR befestigte Splittermine vom Typ SM-70 zu beschaffen.
Der BND bot 2.500 DM. Dies lehnte Gartenschläger als unzureichend ab. Das klingt nicht gerade nach heldenhaften Motiven.

Doch dann schloss einen Vertrag mit dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“.

In der Nacht zum 1. April 1976 drang Gartenschläger am „Großen Grenzknick“ im Sicherungsabschnitt 12 des III. Grenzbataillons, Grenzregiment 6. Schöneberg, ca. 30 bis 40 Meter in das den Sicherungsanlagen vorgelagerte Gebiet der DDR ein. Der ebenfalls aus der DDR-Haft in die BRD entlassene Lothar L. sicherte ihn vom BRD-Territorium aus mit einer Signalleine.
Gartenschläger schlich sich mit entsprechendem Werkzeug und einer zusammensteckbaren Leiter bis zum Grenzsicherungszaun und baute eine Splittermine vom Typ SM 70 vom Zaun ab.

Vom „Spiegel“ erhielt Gartenschläger dafür, einschließlich seiner Lebensgeschichte, ein Honorar von 12.000 DM.
Die Veröffentlichung erfolgte in der „Spiegel“-Ausgabe Nr. 16 vom 12. April 1976.  Und dadurch wird er zum Wohle der Spiegel-Verkaufszahlen als „Held“ dargestellt, der das alles nur aus politischer Überzeugung tut. Eine Überzeugung die der Spiegel reichlich mit Geldscheinen versüßt.

Am 22. April 1976 erhielt Gartenschläger ein Schreiben von der „Arbeitsgemeinschaft 13. August e.V.“ -Vorsitzender Dr. Rainer Hildebrandt. Auch dieser bekundete sein Interesse an einer SM-70 und stellte eine größere Geldsumme in Aussicht. Wie der ausgesprochene Antikommunist Dr. Rainer Hildebrandt zu dieser Information kam ist unbekannt.

In der nächsten Nacht begab sich Gartenschläger mit seinem Helfer Lothar L. erneut zu dem ihm bekannten Grenzabschnitt. Dort demontierte er zwischen 22 und 24 Uhr eine zweite Splittermine SM-70 ab.
Als auf dem Rückweg ein Streifenfahrzeug der Grenztruppen auftauchte, ließ Gartenschläger alles fallen und flüchtete. Er kehrte später zurück und holte die SM -70, die er nach Hamburg auf sein Grundstück brachte.

Am 26. April 1976 flog er nach Berlin zur „Arbeitsgemeinschaft 13. August e.V.“ und schloss mit Dr. Hildebrandt einen Vertrag über den Verkauf der SM-70. Er erhielt dafür angeblich 3.000 DM sowie die Erstattung der Reise- und Transportkosten.

Wer ist dieser Dr. Hildebrandt eigentlich?
Dr. Rainer Hildebrandt war Mitglied der „Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit“, einem von der USA finanzierten Kampfverband der Sabotageakte im sowjetisch besetzten Sektor durchführte.
Später gründete er den Verlag Arbeitsgemeinschaft 13. August, wo er seine Geschichte verlegte. Nebenbei eröffnete er in der Bernauer Straße in einer Wohnung ein Museum, das mit finanzieller Unterstützung 1963 umzog und zum amerikanisch finanziertem offiziellem Mauermuseum am Checkpoint Charlie wurde.
Seine Frau leitete dieses Museum, dessen Träger der Verein „Arbeitsgemeinschaft 13. August“ geleitet von Dr. Rainer Hildebrandt war. Dem Verein/Museum ging in den 70igern so langsam das Geld aus, weswegen er die Möglichkeit sah, die Geschichte von Michael Gartenschläger zu vermarkten um sein Museum, sein Verlag und sein Image wieder aufzupolieren. In drei Büchern wird daher auch ausführlich die Geschichte von Michael Gartenschläger ausgebreitet. Daneben gab es reichlich Fotos und Anschauungsmaterial, sowie die 1976 erbeutete Selbstschußanlage SM-70 der DDR-Grenze für sein Museum.

Gartenschläger wollte in der Nacht zum 1. Mai 1976 eine dritte SM-70 abbauen und angeblich vor der Ständigen Vertretung der DDR in Bonn aufstellen.
Mit dieser Aktion bezweckte er angeblich Druck auszuüben, um die Freilassung des Bruders seiner Freundin Birgit M. und des „Fluchthelfers“ Hartmut D. aus der Strafhaft der DDR zu erzwingen.
Zuvor hatte er versucht die DDR zu erpressen. Er rief bei der ständigen Vertretung der DDR in Bonn an (eine Hilfsumschreibung für Botschaft der DDR), verlangte die Freilassung des Bruders seiner damaligen Freundin Birgit M. und des „Fluchthelfers“ Hartmut D. aus der Strafhaft der DDR, sowie die Zahlung eines Geldbetrages von 15.000 DM.

Laut Dr. Rainer Hildebrandt hatte Gartenschläger von der Ständigen Vertretung angeblich ein Angebot in fünfstelliger Höhe für eine SM-70 der Grenzsicherungsanlagen der DDR. Unklar bleibt, wieso die Ständige Vertretung der DDR eine SM-70 mit Devisen bezahlen sollte, wenn es doch nur einen Anruf gekostet hätte um sich Eine zu besorgen. Tatsächlich wird die DDR schon aufgrund der Devisenknappheit garnicht darauf eingegangen sein, sondern stattdessen ihre Regierung darüber unterrichtet haben. Sicherlich hätte nichtmal die BRD die Aufstellung einer Waffe vor einer diplomatischen Vertretung zugelassen. Insofern war diese „Erpressung“ eher lächerlich. Und sowohl Hartmut D. als auch der Bruder seiner damaligen Freundin Birgit M. gelangten durch  Freikauf in die BRD. Auch dies stand bereits lange vor dem Tod von Gartenschläger fest.

Am 30. April 1976 fuhr Gartenschläger zum dritten Mal, diesmal in Begleitung zweier Helfer (Lothar L. und Wolf-Dieter U.) mit dem BMW seiner Freundin nach Bröthen bei Lauenburg/Elbe und stellte das Fahrzeug in einer Waldschneise in der Nähe des „Großen Grenzknicks“ ab.
Er war mit einer mit einer Pistole „Espana Star“ Kalaliber 7,65 mm, L. mit einer Pistole „Bernadelli“ Kaliber 7,65mm und U. mit einer abgesägten Schrotflinte „Savage“ bewaffnet. Für keine der Waffen war er in Besitz eines Waffenscheins.

Nachdem sich alle drei Gesicht und Hände geschwärzt hatten und Gartenschläger die in der Nähe versteckte Leiter geholt harte, begaben sie sich zu der Stelle, wo sie bereits zwei SM-70 abgebaut hatten.
In Kenntnis des Vorhabens, ohne jedoch Ort und Zeit zu wissen, hatte man in der DDR Maßnahmen ergriffen um ihn auf frischer Tat zu erwischen. Streitkräfte der Einsatzkompanie der HA I/Äußere Abwehr überwachten den Grenzbereich des „Großen Grenzknicks“ um Gartenschläger und seine Helfer bei Betreten des DDR-Territoriums festzunehmen. Doch es kam anders.

Als Gartenschläger an einer SM-70 hantiert, hört er ein Geräusch. Sofort schoß er mit seiner Pistole in Richtung des Geräusches. Es kommt zu einem Feuerwechsel, wobei er tödlich getroffen wurde.

Die 3. Große Strafkammer des Landgerichts Schwerin kommt nach einem fünfmonatigen Prozess im Jahre 2000 zur Auffassung, dass die drei Angeklagten ehemaligen Angehörigen der Sicherungskompanie der HA I, die am Schußwechsel beteiligt waren, freizusprechen sind. Auch der Staatsanwalt zog kurz darauf seinen Revisionsantrag zurück.

Also stellen wir mal fest:
1) Der sicherlich nicht in Haft reich gewordene Michael Gartenschläger wird umgehend Pächter einer Tankstelle. Wie er das finanzierte ist unbekannt, womöglich waren es die Einnahme die er beim Menschenschmuggel machte.
2) Keiner der Flüchtlinge zu deren Flucht er Hilfe leistete, ist bekannt oder belegt. Sicherlich hat er sich da besser dargestellt als er wirklich war.
3) Die BRD leitete mehrere Ermittlungsverfahren gegen ihn ein, unzwar vor 1976, also bevor er Selbstschußanlagen abbaute.
4) Er bot mehreren Stellen, darunter der Zeitung Quick, dem BND und dem Verfassungsschutz in Hamburg die Beschaffung einer Splittermine der Grenzanlagen der DDR an. Als man ihm 2.500 DM bot lehnte er das ab.
5) Erst als er ein passendes Angebot vom Spiegel bekam, nahm er das an.
Sein Ziel war es also auf Bestellung zu klauen. Der Spiegel kaufte in vollem Wissen Diebesgut. Sowohl der Verfassungsschutz in Hamburg als auch der BND wussten darüber bescheid.
6) Dr. Rainer Hildebrandt stellte ihm eine größere Summe in Aussicht. Es ist anzunehmen das Gartenschläger die 3.000 DM nur als erste Anzahlung sah und noch weitere Gelder erwartete. Denn zuvor lehnte er das BND-Angebot von 2.500 DM ja als unzureichend ab.
Es ist warscheinlich das die Amerikaner darüber informiert wurden und sicherlich auch diese Selbstschussanlage genauer untersuchten, bevor sie Ausstellungsstück des Museums wurde.
7) Michael Gartenschläger wiederholte diese Tat dreimal, wobei er zweimal Geld dafür bekam. Es ist anzunehmen das er auch beim dritten Mal Abnehmer im Auge hatte, die seiner Wunschvorstellung von 15.000 DM entsprochen hätten. Durch den vorzeitigen Tod bleiben diese heute im Dunkeln.

Zu keinem Zeitpunkt baute Michael Gartenschläger diese SM-70 aus reiner Menschlichkeit ab.

Das Mauermuseum gab 2008 in der „Junge Freiheit“, einer rechtsextremen Zeitung die völlig unbelegte Zahl der an der innerdeutschen Grenze bis 1989 getöteten Menschen mit 1303 an.
Tatsächlich sind darin auch Opfer bei der Flucht über die Ostsee, deutsche Todesopfer an außerdeutschen Grenzen (z.B. Schmuggler der BRD), getötete DDR-Soldaten und DDR Polizisten, ein sowjetischer Fahnenflüchtiger, Suizide von Angehörigen der Grenztruppen, sowie von Stasi/KGB nach erfolgreicher Flucht entführte ums Leben gekommene Personen eingerechnet. Alles im allem hat man alle möglichen Opfer zusammen gekratzt um auf eine möglichst hohe Zahl zu kommen.

Alles in allem wird hier geleugnet das die DDR eine Recht auf eigene Grenzanlagen hat. Man kann ja davon halten was man will, aber auch der Todeszaun an der EU-Grenze der in dem kurzem Bestehen der EU schon mehrere Tausend Opfer forderte, ist keinen Deut besser. Und ähnlich Menschenverachtend ist auch die Grenze zwischen Mexiko und der USA die übrigens auch jedes Jahr mind. 1000 Menschen das Leben kostet.

Wie immer und überall wird der Hegemonieanspruch der BRD als richtig und der Anspruch der DDR als falsch dargestellt.
Tatsache ist aber bei allem Leid und Unrecht das auf beiden Seiten geschehen ist, auch die DDR das Ziel hatte ein besseres Land zu werden, nur eben auf sozialistischem Weg. Und auch die Opfer des Kapitalismus fallen regelmässig unter dem Tisch. Z.b. die 20.000 Bluter, die Verdingbub, die getöteten Kommunisten, Schmuggler und Entführungsopfer der Geheimdienste, die Opfer der Nato-Kriege usw.

Und es gibt Millionen die von der DDR profitiert haben und die bis heute ihr Land als das bessere Deutschland sehen. Doch was es nicht gibt, ist eine ehrliche deutsch-deutsche Aufarbeitung.  Und deshalb ist Michael Gartenschläger ein gutes Beispiel um die Hintergründe und die Wahrheit zu erfahren. Sicherlich hätte sein Leben auch anders verlaufen können. Wenn ich in eine Militärbasis der Amis eindringe, um dort eine Waffe zu stehlen und dort auf GI´s schieße, weil sie mich erwischt haben, dann kann ich dabei auch getötet werden. Das wäre eine ziemlich doofe Idee und auch Gartenschläger´s Aktion war ziemlich doof. Das Traurige daran ist, dass hier ein Mensch völlig überflüssig sein Leben ließ.

Immer noch schreibt der Sieger die Geschichte des Besiegten.
Dem Erschlagenen entstellt der Schläger die Züge.
Aus der Welt geht der Schwächere und zurück bleibt die Lüge.

von Bertold  Brecht

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