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Vizechef der DDR Staatsbank

Am 18. Oktober 2014 führte MDR und am 06.02.2015 führte Deutschlandradio (Dieter Kassel) mit Edgar Most,  dem letzten Vizepräsident der Staatsbank der DDR, ein Interview das so einiges aussagt.

In der DDR setzte er sich – leider weitestgehend erfolglos – ab Mitte der 1970er-Jahre für wirtschaftliche Reformen ein; 1990 kritisierte er vehement die von Bundeskanzler Kohl angestrebte Währungsunion zwischen der DDR und der BRD.
Die Betriebe der DDR, davon war Most überzeugt, würden die Einführung der D-Mark nach den von Kohl festgelegten Konditionen nicht überleben. Umsonst versuchte er in einem vierstündigen Gespräch, den Bundeskanzler von seinem Vorhaben abzubringen.
Das Resultat: Die wirtschaftliche Vereinigung endete in einer Katastrophe, resümiert Most heute.

Er erklärt uns, woran das DDR-Wirtschaftssystem krankte und berichtet, wie die SED-Betonköpfe notwendige Wirtschaftsreformen blockierten.

Wir hatten als Bank schon etwa in der zweiten Hälfte der 70er-Jahre bereits Analysen gemacht über die Geldentwicklung in der DDR – und hatten Spareinlagen und ähnliches analysiert. Dort hatten wir schon festgestellt, jedes Jahr wenn wir die Kreditbilanz des Staates der DDR bei Regierung und Volkskammer einreichen mussten, dass die Kreditbilanz schneller wuchs, als der Reichtum des Staates der DDR. Also das Nationaleinkommenswachstum war geringer als die Kreditbilanz. Das heißt, wir hatten letztlich doch mit einer Verschuldung, mit einer Aufblähung des Geldvolumens zu tun und hatten damit eine indirekte Inflation. Aber das Wort Inflation gab’s natürlich im Sozialismus nicht, das konnte man natürlich auch nicht verwenden. Aber anhand dieser Kriterien, die ich kurz dargestellt habe, konnte man damals schon erkennen, dass wir eine Geldentwertung haben und dass wir eigentlich über unsere Verhältnisse leben. Und dass dazu ein Umbruch notwendig gewesen wäre, schon Mitte der 70er-Jahre. Und interne Analysen, die dann Ende der 70er-Jahre erstellt wurden, verschwanden dann einfach als geheime Verschlusssache im Panzerschrank und durften gar nicht mehr an Honecker oder an Willi Stoph rüber gegeben werden, weil Günter Mittag das verboten hatte.

Also es gab aus vielen Bereichen der ehemaligen DDR-Führung, also Staatsbank, Finanzministerium,  Plankommission und aus den Wirtschaftsbereichen, viele kritische Stimmen, auch Analysen, die belegt haben: Wir brauchen eine Umsteuerung, wir müssen mehr Geld, von dem, was jedes Jahr von der Gesellschaft neu verdient wird für mehr Investitionen einsetzen. Wir haben bei uns gesagt, wir brauchen es für die Akkumulation und dürfen es nicht verbrauchen, wir dürfen es nicht für die Konsumzone ausgeben. Aber Honecker hatte ja mit seiner Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik im Prinzip ein Fell verteilt von einem Tier, was noch gar nicht erlegt war. Und demzufolge wuchs die Konsumtion immer mehr und die Akkumulation ging immer weiter zurück und dadurch blieb die Produktivität natürlich immer weiter zurück.

Dadurch – das merkten wir dann auch – wurde die Währung, z.B. gegenüber dem nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet, intern zu immer neuen Kursen umgerechnet. Nach außen wurde zwar gearbeitet, so wie 1949 festgelegt: Die Mark der DDR steht zum Dollar wie die D-Mark zum Dollar. Aber nach innen wurde alles noch mal umgerechnet über den so genannten Richtungskoeffizienten. Der Richtungskoeffizient war nichts anderes als eine Richtigstellung der wirklichen Werte der Mark der DDR im Verhältnis zum Dollar oder zum Franc oder zum Yen. Und wenn ich daran denke, in den 60er-Jahren hatten wir z.B. einen Richtungskoeffizienten gegenüber Frankreich und England, also gegenüber dem Franc und dem britische Pfund, von 1,7 und 1,8. Ende 1989 war dieser Umrechnungsfaktor 4,44. Das heißt, wenn sie etwas exportiert oder importiert haben, dann haben sie das praktisch umgerechnet mit diesem Faktor, den ich vorhin genannt habe und dann wurde noch 4,4 draufgerechnet. Und das hat dann erst den wirklichen Wert widergespiegelt, den wir aufwenden mussten, um einen Dollar zu erwerben.

Das Schlimme war nur, dass wir zu diesen Werten die Anlagen aktiviert haben. Wir haben also – wenn ich nur an Chemieanlagen denke, wie Schwedt, Leuna oder Schwarza – wenn wir aus einem nicht-sozialistischen Wirtschaftsgebiet etwas importiert hatten, wurde das mit diesem Faktor umgerechnet: Sie kauften das für 100 Millionen und haben es für 500 Millionen aktiviert. Und auf der Basis sollten sie dann Preise machen. Natürlich haben sie die Preise dann auch wieder gestützt bekommen. Da sie keine freie Währung hatten, konnten Sie das alles machen.

Aber das hat dann bei der Wiedervereinigung zu dem Problem geführt, dass die Treuhand, Herr Rohwedder, Frau Breuel, dann mit einem Vermögen der DDR konfrontiert wurden, was sie privatisieren sollten, was natürlich irrational war. Es war eine fiktive Größe und das wurde erst sehr, sehr spät begriffen, obwohl wir in den Verhandlungen im Februar 1989 mit der Bundesbank, also die Staatsbank mit der Bundesbank, Herr Pöhl mit Herrn Schlesinger, diese Probleme sehr intensiv diskutiert haben und daraus ableitend festgestellt haben, dass bei der D-Mark-Einführung in der DDR, diese Faktoren berücksichtigt werden müssen.

Unterschiede im Vermögen

Unterschiede im Vermögen

Das heißt, eine Währungsumrechnung oder Einführung für den Osten, das war klar, muss so schnell wie möglich kommen. Aber zu welchen Werten sollte die D-Mark kommen? Das war ja umstritten.
Und wir hatten damals gesagt, das muss noch weiter berechnet werden. Ich persönlich war immer der Meinung, bei der Bevölkerung der DDR muss man 1 : 1 umtauschen.

Wir hatten nur 166 Milliarden Spareinlagen.  Das Vermögen eines DDR-Haushaltes war etwa 25 Prozent eines Westhaushaltes.

(Hinweis: Heute beträgt das Vermögens eines Ost-Haushaltes rund 21.000 das eines Bayern 105.000 Euro. )

Es gab da ja ein Papier, das berühmt geworden ist, das ist das so genannte Schürer-Beil-Papier. War das für Sie etwas Neues oder hat das nur die Kritik widergespiegelt, die kritischen Stimmen, die schon länger bestanden haben? Was können Sie uns dazu sagen über die Umstände der Entstehung dieses Papiers? Und was war der Tabu-Bruch daran?

Also, für mich war das überhaupt nichts Neues, außerdem war ich zum Teil dabei bei der Ausarbeitung im Hintergrund. Anfang der 80er-Jahre war klar, dass wir große Probleme hatten im Zusammenhang mit den Krediten, die wir in den 70er-Jahren aufgenommen hatten, oder die Honecker auch z.T. geschenkt bekommen hat. Aber irgendwann müssen sie ja mal zurückgezahlt werden.
Wir hatten dort aber im Prinzip zu wenig Valuta, um zu bezahlen.
Aber die DDR war nicht pleite, sie hat immer ihren Kapitaldienst und ihren Zinsdienst erfüllt, auch wenn es zu Lasten des Inneren ging.

Ein Großteil unserer wirklich guten Waren, die hergestellt wurden, wurden nur noch im Ausland verkauft, aber nicht mehr der DDR-Bevölkerung zur Verfügung gestellt. So hatten wir dann Anfang der 70er-Jahre die Situation, dass wir vor einer zeitweiligen Zahlungsunfähigkeit standen, weil das Aufkommen der Valutamittel praktisch stagnierte oder nicht mehr so wuchs, wie wir es brauchten in dieser Richtung. Und dann gab es im Hintergrund auch immer die Diskussion, dass man die Erdölpreise mit der Sowjetunion neu diskutierte.
Die Situation hatte sich dann noch zugespitzt, als Gorbatschow an die Macht kam (März 1985-1991 Generalsekretär des ZK der KPdSU, März 1990-Dez. 1991) und er Erdöl zu Weltmarktpreisen verhandeln wollte und nicht mehr wie im RGW üblich, Ware gegen Ware getauscht werden sollte.
Das hätte alleine für uns jährlich zusätzliche fünf bis acht Milliarden Valuta-Finanzzahlen bedeutet. Und so hatten wir ab 85 hatten wir das Problem, wo kriegen wir unser Valutageld her.

Ich war Mitglied in verschiedenen Regierungskommissionen der DDR, zur materiell-technischen Sicherung, für große Investitionen im Industrieaußenhandel – und wir, die mit der Wirtschaft zu tun hatten, wir haben schon immer gedrängelt und gedrückt, dass wir das ökonomische System in vielen Punkten auf den Kopf stellen müssen. Für mich als Banker war wichtig, die Wertkategorien in den Mittelpunkt zu stellen und nicht die Tonnenideologie, da wir ja oft Ware gegen Ware gedacht haben, das war ja eigentlich wie Urgemeinschaft. Und Mitte der 60er-Jahre war das schon mal angedacht, als Herr Apel, der ja dann Selbstmord begangen hat, noch Vorsitzender der staatlichen Plankommission war, und begonnen wurde, den Gedanken des neuen ökonomischen Systems zu entwickeln. Da wurde begonnen, die Wertkategorien nach vorne zu schieben – die Rolle des Gewinns, auch die Frage, kann es Arbeitslose im Sozialismus geben, oder kann im Sozialismus auch eine Insolvenz eintreten? Wie muss man damit umgehen. Die Fragen wurden alle diskutiert, waren aber nie ausdiskutiert worden, da wurde das Thema schon wieder ad acta gelegt.

Was sind für Sie die alarmierenden Punkte in diesem Bericht gewesen?

Ja, die größten Probleme waren, dass wir in der Entwicklung der Produktivität gegenüber der führenden Welt, wir waren ja immer als eine der zehn größten Industrienationen, von Jahr zu Jahr zurückgeblieben sind. Und wenn sie in der Produktivität zurückbleiben, dann haben sie in allen anderen Gebieten Konsequenzen, besonders bei der inneren Verschuldung des Staates, weil sie Geld ausgeben, was sie nicht erwirtschaftet haben.
Es gab ja immer dann die Diskussion: So wie wir heute leben, haben wir noch nie gearbeitet.
Man hätte eine völlig neue Wirtschafts- und Sozialpolitik machen müssen. Und dafür hätte es eines großen ideologischen Aufwands bedurft, um die Bevölkerung mitzunehmen in diese Richtung. Wobei ich immer noch davon überzeugt bin, die Masse unserer Betriebsdirektoren, Generaldirektoren, Forschungszentren, wussten um die Probleme, aber sie hatten nicht den Mumm, dagegen anzutreten.
Nur die auf der Straße, die hatten dann den Mumm, obwohl sie nur die Auswirkungen spürten, aber die Ursachen nicht kannten.

Ein weiteres Interview im Wortlaut:

die Liquidatoren

die Liquidatoren

Dieter Kassel (Deutschlandradio): Am 6. Februar, also vor genau 25 Jahren, hatte Helmut Kohl die Währungsunion angekündigt, gut drei Monate später wurde ein entsprechender Vertrag unterzeichnet und am 1. Juli 1990 trat sie dann in Kraft. Damals war Edgar Most Vizepräsident der Staatsbank der DDR, später wurde er Mitbegründer der Deutschen Kreditbank und arbeitete dann bis vor ungefähr zehn Jahren in führenden Positionen bei der Deutschen Bank. Schönen guten Morgen, Herr Most!

Edgar Most: Schönen guten Morgen!

Kassel: Ich unterstelle einfach mal, dass auch Ihnen bei diesen alten Tönen und bei der Erinnerung ein gewisser Schauer über den Rücken läuft. Aber ist es bei Ihnen ein Schauer des Grauens?

Most: Bei mir ein Schauer des Grauens. Denn mit diesen Entscheidungen, die Karl Otto Pöhl (1980-1991 Präsident der Deutschen Bundesbank) ja nicht wollte – er wollte das etwas, na ja, ich sage mal, überdenken alles, und dann erst die anderen Prozesse durchführen –, war das, was Helmut Kohl verkündet hat und man dann auch durchgezogen hat, im Prinzip eine Katastrophe, die bis zum heutigen Tage wirkt.
Der Staat wurde erst durch die Entscheidungen marode.

Generation Wende

Generation Wende

Zum Hintergrund:
Im Mai 1988 empfing Kaminsky den Bundesbankpräsidenten Karl Otto Pöhl. Am 28. Februar 1990 stellten Kaminsky und der Finanzminister Walter Siegert vor der Volkskammer das Modell eines zweistufigen Bankensystems vor, in das die Staatsbank der DDR umgestaltet werden sollte. Demzufolge sollte das Unterstellungsverhältnis der Staatsbank unter den Ministerrat aufgehoben und die Staatsbank zu einer Zentralbank umgestaltet werden, deren zentrale Aufgabe die Überwachung der Währungsstabilität sein sollte. Zudem war eine Senkung der steuerlichen Belastung für Handwerker und Gewerbetreibende auf 60 % und der Körperschaftssteuer auf 50 % geplant. Davon wurden positive Synergieeffekte für die Marktwirtschaft erwartet. Dieses Modell wurde nicht mehr umgesetzt. Die Einführung der DM am 1. Juli 1990 bedeutete eine Währungsaufwertung und brachte somit den Zusammenbruch des größten Teils der Wirtschaft der DDR. Mit der Wiedervereinigung verlor Kaminsky zum 3. Oktober 1990 seinen Posten.

Kassel: Aber wie konnte es denn sein, dass sich damals die jeweiligen Staatsbanken in Ost und West, die Experten einig waren und trotzdem nichts verhindern konnten?

Most: Weil die Politik übermächtig war. Die hat gar nicht mehr gefragt, einfach nur entschieden. Also, ich war ja in den Gesprächen, die Karl Otto Pöhl nach seinem Präsidenten in der Staatsbank der DDR durchführte, mit Herrn Horst Kaminsky (Präsident der Staatsbank der DDR), war ich ja zugegen und habe mit ihm auch über bestimmte Themen gesprochen, da war das alles noch sehr weit. Auch die Gedankenwelt war noch sehr weit. Wir haben gesagt, wir haben nichts dagegen, wir müssen überlegen, wie wir zur einheitlichen Währung kommen, aber nicht so Hals über Kopf.

Und Herr Kohl und seine Leute aus dem Finanzministerium, Sarrazin und Köhler, die haben ja dann eigentlich was auf den Tisch gelegt, was nie richtig berechnet war. Also, die Werte der DDR spielten überhaupt keine Rolle. Und das führte dann zum wirklichen Untergang der DDR. Es wurde ja immer gesagt, dieser marode Staat, der ist erst durch diese Entscheidungen marode geworden. Das muss man einfach noch mal in Erinnerung rufen.

Kassel: Aber andererseits, wenn Sie das behaupten, es gab ja schon am 30. Oktober 1989 eine Analyse des Chefs der Plankommission beim Ministerrat der DDR.

Most: Ja, da habe ich ja mit dran gewirkt …

Kassel: Ja, aber war nicht das Fazit dieser Analyse, dass schon damals die DDR kurz vor der Pleite stand?

Most: Nein, man muss ja immer sehen, wofür solche Aufträge ausgelöst werden. Und damals hatte ja Egon Krenz die Macht übernommen. Und für den sollte nüchtern und ganz realistisch mal aufgezeigt werden, wo wir stehen und wie man das ändern kann. Ich habe auch danach noch oft mit Egon Krenz gesprochen. Also, im Prinzip kann man das nicht als Maßstab nehmen, was da aufgeschrieben ist. Ich war selber dabei, wir haben selber mitgearbeitet, die Staatsbank, und insofern weiß ich genau, mit welchem Ziel das alles formuliert wurde.

Demo gegen die Treuhand 1990

Demo gegen die Treuhand 1990

Natürlich gab es Probleme, das ist ja nie bestritten worden. Wir hatten interne Probleme in der Wirtschaft, in der Verteilungsstruktur, weil Honecker damals die Akkumulation zurückgefahren hat und die Konsumption nach oben geschoben hat in der Verteilungsstruktur. Das führte zu großen Problemen in der Wirtschaft. Aber das hat nichts damit zu tun, ob die DDR pleite war. Das Vermögen der DDR war noch ein Vielfaches von den Schulden der DDR. Über die Schulden der DDR hat ja auch später in den Jahren gar keiner mehr geredet, die waren relativ schnell beglichen.

Kassel: Was aber doch damals überall zu sehen war und was viele Politiker dazu gebracht hat zu sagen, wir können gar nicht warten, waren diese Plakate, auf denen stand: Kommt die D-Mark, bleiben wir! Und das stand vor dem Hintergrund, dass viele eben da nicht mehr blieben.

Most: Ja, haben wir ja nichts dagegen, man hätte ja die D-Mark bringen können. Auch das ist ja bei uns intern diskutiert worden und dazu gab es ja auch Bereitschaft im Osten. Aber die Frage, wie, mit welchen Umrechnungssätzen, mit welchen Zielen, das war eine ganz andere Problematik. Und das war …

Kassel: Der Kurs war dann eins zu zwei. Welchen Kurs hätten Sie denn damals gewollt?

Valutamark (VM) Kurs

Valutamark (VM) Kurs

Most: Der Kurs, ich hätte der Bevölkerung diese Fakten gelassen. Wir hatten ja noch etwa 17 Milliarden Spareinlagen, das war nicht das Thema. Aber die Wirtschaft, die ist ja schon ganz anders innerhalb der DDR umgerechnet worden. Wir hatten ja, 70 Prozent unseres Vermögens ist jedes Jahr gewachsen durch Export und Import. Und der wiederum 70 Prozent über den Transferrubel, also RGW-Abrechnungen. Und der stand damals eins zu 4,49. Also hätte man zumindest diesen ganzen Teil umrechnen müssen in der Wirtschaft zu eins zu vier oder eins zu fünf. Und das  ganze nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet, also die Dollar-Abrechnungen, die standen … Im Prinzip gab es da eine interne Regelung, wie die D-Mark zum Dollar stand, das waren 4,4, und die wurden noch multipliziert mit einem Richtungskoeffizienten. Und dieser Richtungskoeffizient, der lag bei 1,8/1,9, der wurde jedes Jahr neu festgelegt. Das lief unter geheime Verschlusssache, aber die Betriebe, die damit zu tun hatten, wussten das.
(1,8 bis 1,9 * 4,4 DM zu 1 US$ = 7,92 bis 8,36 DDR Mark entsprechen 1 US Dollar)

laut CIA Word Fakt Book:
1987 BPI der DDR  174,7  Mrd. US $,    BPI der BRD    628,2 Mrd. US $
1989 BPI der DDR 207,2  Mrd. US $,    BPI der BRD 1120,0  Mrd. US $

BPI der DDR nach dem CIA World Fakt Book 
1989:   911,68 Mrd DM oder 455,84 Mrd. Euro

Kassel: Hatten Sie eigentlich damals, vor 25 Jahren, auch mal Gelegenheit, mit Helmut Kohl selber zu darüber zu sprechen?

Lohnunterschiede Ost, West, Nord, Süd

Lohnunterschiede Ost, West, Nord, Süd

Most: Ja, ich habe selber mit ihm gesprochen und ich war ja dann auch eingeladen als Chef der Deutschen Kreditbank am 20. April zum Deutschen Bankentag in Bonn in die Beethovenhalle. Da hat er direkt neben mir gesessen, vier Stunden. Und ich habe in dieser Zeit die Bilanz der Staatsbank mitgenommen. Das war ja eigentlich verboten, die mit nach dem Westen zu nehmen, aber ich habe die einfach mitgenommen, weil ich mit dem Auto gefahren bin und nicht mit dem Zug und nicht mit dem Flugzeug. Und als ich mit ihm da saß, habe ich ihm die überreicht und habe gesagt, Herr Kohl, hier steht die Wahrheit drin, alles andere ist Unfug, was irgendwo aufgeschrieben ist, Statistik und Schürer-Papier und, und, und. Und mit diesen Zahlen müssen Sie anders umgehen. Und das bedeutet für mich, wir brauchen einen Umrechnungssatz für die Wirtschaft, der bei eins zu sieben, eins zu acht liegt. Und dann wird das Vermögen erst mal der Wirtschaft real und realistisch dargestellt. Dann erst kann man …

Kassel: Und was hat Helmut Kohl gesagt?

Most: … die Treuhand beauftragen, die Privatisierung durchzuführen.

Kassel: Was hat Helmut Kohl gesagt damals, zu Ihnen?

Annexion der DDR Umfrage von alles Schall und Rauch

Annexion der DDR Umfrage 2015 von alles Schall und Rauch

Most: Er hat gesagt, davon versteht er nichts. Er hat dann den Herrn Hans Tietmeyer (1982 bis 1989 Staatssekretär im Bundesfinanzministerium und von 1993 bis 1999 Präsident der Deutschen Bundesbank) mit an den Tisch geholt, dann haben wir mit Tietmeyer noch gesprochen, der sagte, wer soll denn die Schulden tragen. Da habe ich gesagt, die ersten Schulden sind immer die geringsten, das wird am Ende nur teurer, wenn Sie nichts machen! Darüber haben wir wirklich intensiv gesprochen, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass sowohl die Fachleute wie Tietmeyer überhaupt bereit waren, sich diesen Gedanken anzunähern. Und dann kam eben dieser Umrechnungssatz, der eins zu zwei war und zum Teil eins zu eins. Und das bedeutete den wirklichen Bankrott der DDR. Nicht vorher.

Kassel: Herzlichen Dank, Edgar Most war das, er war damals vor 25 Jahren Vizepräsident der Staatsbank der DDR, als die Währungsunion kam und die D-Mark zu einem Wechselkurs von eins zu zwei in den Osten brachte.

 

Doktor Philosophie Peter Feist über den Untergang der DDR

Im Grunde genommen können linke Parteien das Volk nicht hinter sich bringen, weil sie das Volk von sich stoßen.
Gerade die Altkommunisten schliessen ja jeden Andersdenkenden aus, wenn er nicht ständig Marx und Lenin zitiert oder ihren Parolen bedingungslos zustimmt.
Was sie zufrieden stellen würde, wäre ein Idealvolk und das gibt es nicht. Das Volk ist unvollkommen, Menschen machen Fehler.

Statt aber die Veränderung wahrzunehmen und in sich zu integrieren, erheben sie einen Wahrheitsanspruch der sich darin erschöpft das ein guter Kommunist aus Marx und Lenin zitieren kann. Sie argumentieren nach einer Doktrin.
Aber ein echter Kommunist ist einer der fürs Volk kämpft, dazu braucht er weder Marx- noch Lenin-Zitate, sondern Herz und Verstand.

Kommunismus oder Sozialismus bedeutet offen sein für Veränderungen, sich ständig in Frage zu stellen, für diesen Staat zu werben um auch die Massen hinter sich bringen, weil man die sozialen Probleme des Volkes bekämpfen (oder wenigstens mindern) will. Idealstaaten dauern eben, die gibt es nicht kurz nach einer Revolution oder gar in handlichen Tüten beim Kapitalismus zu kaufen.

Die SED hat sich jedoch wichtigen ökonomischen Kurskorrekturen regelrecht verweigert und Veränderungen blockiert, zugunsten einer starren Doktrin.

Es ähnelt der Geschichte von Lykurgus, einem spartanischem König der durch Reformen einen mächtigen Idealstaat schaffen wollte in dem jeder glücklich ist. (Kann man bei Schiller nachlesen: die Reformen des Lykurg)

Doch da er das Volk dem Staat so massiv unterordnete und eine Gleichheit verbunden mit millitärischer Stärke erzeugte, die die Individualität und damit auch den Fortschritt im Handel aufhob und Sparta isolierte, ging der Idealstaat Sparta pleite.

Im Grunde genommen ist es daher viel besser, der stärksten Bevölkerungsschicht die Staatsführung anzuvertrauen, weil die Bevölkerungsschicht sich ständig verändert.

Da der Großteil des Volkes arm ist, ist diese Armutsschicht der Bevölkerung am besten dafür geeignet, den Lebensstandart zu verbessern und wenn das immer neue Arme sind, regiert niemals ein Reicher. Es kommt also zu keiner Schieflage durch eine Doktrin, Partei oder durch Geldadel, sondern zu einer ständigen Erneuerung.

„Eine schwierige Situation wird zur Krise, wenn die Problemlösungskompetenz und Problemlösungsfähigkeit der handelnden Personen stetig abnehmen.“
Wenn sie unfähig werden, zu diskutieren werden sie unfähig Probleme einzusehen und etwas zu verändern.

Und das tritt dann ein, wenn sich Menschen jahrzehntelang an Macht gewöhnen, wie es eben auch in der DDR der Fall war.
Die Regierung eines Volksstaates muss sich genauso verändern wie das Volk sich stetig verändert. Daher ist das Volk der beste Regent, kein Experte, Genie, König oder eine Partei.

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