Im November 1989 strahlte das Fernsehen der DDR eine Reportage über die Waldsiedlung der SED-Politbüromitglieder in Wandlitz aus. Die Reportage gilt heute als eine der berühmtesten der DDR-Fernsehgeschichte: Jan Carpentier für „Elf99“ in Wandlitz
Das Museum in Honeckers Haus mit originalen Einrichtungsstücken wurde 1999 „wegen mangelnder Rentabilität“ geschlossen. Heute ist die Wandlitzer Waldsiedlung ein Teil der Brandenburg-Klinik!
Es war eine Ungeheuerlichkeit und vierzig Jahre lang überhaupt nicht vorstellbar, was im 23. November 1989 im Programm des DDR-Fernsehens ausgestrahlt wurde: Da stand ein junger Reporter mit einem Kamerateam vor der streng abgeschotteten und geheimnisumwitterten Waldsiedlung der SED-Politbüromitglieder in Wandlitz und begehrte forsch Einlass. Er wolle zeigen, wie hier gelebt wird, damit sich die Zuschauer selbst ein Bild machen können, erklärte er ganz selbstverständlich. Der junge Reporter hieß Jan Carpentier, die Sendung, für die er berichtete, „Elf 99“. An diesem Tag wurde er noch abgewiesen, einen Tag später jedoch öffneten sich ihm die Eisentore tatsächlich und er konnte sich in der Enklave der Mächtigen umsehen. Dass ihm der Zutritt gewährt wurde, war bereits der schlagende Beweis dafür, dass es mit der Macht des SED-Politbüros nicht mehr weit her sein konnte.
Carpentier machte sich also, einen wachhabenden Offizier im Schlepptau, gespannt auf Erkundungstour durch das weitläufige Areal vor den Toren Berlins. Die meisten Bewohner waren aber schon nicht mehr da, ihre Häuser standen leer. Zufällig lief ihm Kurt Hager, vor kurzem noch im Politbüro noch zuständig für Kultur und Wissenschaft, über den Weg und sagte, es sei hier wie in einem „Internierungslager“ gewesen, womit er sicher nicht Unrecht hatte. Seine Aussage brachte den Volkszorn jedoch enorm in Wallung.
In der Wandlitzer Verkaufsstelle, in der Bananen und Ananas auslagen, traf Carpentier die Chefin des Ladens an, die ihm, unschuldig lächelnd, weismachen wollte, das Angebot hier gleiche dem der „Konsum“-Verkaufsstellen in der übrigen DDR.
Carpentier: „Mit Bananen und Ananas sieht es gerade ein bisschen schlecht aus in der Republik.“
Natürlich gab es auch Bananen und Ananas. Die DDR hatte sogar einen als „Bananenkai“ bezeichnete Anlegestelle im Überseehafen Rostock. Leider reichten die importierten Bananen nie für die ganze Republik sodaß sich beim Bananenverkauf lange Schlangen bildeten. Die Bedarfswirtschaft der DDR betrachtete Südfrüchte wie Bananen nicht als Grundversorgung, sondern als Luxusgut.
Einheimische Äpfel, Pflaumen, Rhabarber usw. waren dagegen in der Erntezeit frisch, ansonsten in Dosen und Gläsern jederzeit zu haben, aber die waren natürlich nicht so begehrt.
Doch abgesehen von Bananen und Ananas gab es nicht viel Exotisches in der Wandlitzer Waldsiedlung zu entdecken. Denn nicht märchenhafte Villen mit Pool und kostbarem antiken Mobiliar, keine weißen Yachten und Chrom glänzende Oldtimer, was alles das Staatsvolk der DDR mit dem vermeintlich üppigen Leben der SED-Granden in Verbindung gebracht hatte, gerieten ins Blickfeld der Kamera, sondern stattdessen: graue und biedere Einfamilienhäuser mit Schrankwänden und Küchen aus DDR-Produktion in den Wohnzimmern und Bierkrügen statt Büchern in den Regalen. Der einzige nennenswerte Luxus in den Häusern waren Wasserhähne aus dem Westen in den Badezimmern und ein paar Küchengeräte, z.B. eine Spülmaschiene von „Miele“. Bei Honecker fand man sogar eine Maggi Tütensuppe. Das wars also mit dem Reichtum der DDR-Oberen Zehntausend.
Streng abgeschirmt von den Bürgern lebten die DDR-Oberen in Wandlitz. Den Journalisten wurde hier das Haus des Politbüro-Mitglieds Herbert Häber gezeigt. Der junge Reporter gab sich weder empört noch schockiert über das Refugium der Politbüromitglieder, er zeigte lediglich, was er vorfand: die Biederkeit der einst mächtigsten Männer der DDR. Freilich, bekannte Carpentier, sei er sich bei den Rundgängen durch die fremden Häuser in Wandlitz gar nicht wie ein bedeutender Journalist vorgekommen, sondern eher wie ein lausiger „Voyeur“ und „Spanner“.
Video – Einblicke ins Privathaus eines Politbüro-Mitglieds
Mehr als 600 Angestellte sollten angeblich eine Atmosphäre der Behaglichkeit und Ordnung geschaffen haben. Wo die allerdings gearbeitet haben sollen, ist nicht ersichtlich. Im Gegenteil abgesehen von einem Konsum in der Siedlung und ein recht einsames Wachpersonal das den Eingang bewachte, gab es vielleicht noch einige Gärtner für die umfangreiche Grünfläche. Ansonsten dürfte ein Hausmeister genügen und man darf wohl auch mit einer Wäscherei rechnen, aber die war sicherlich auch für das Dorf Wandlitz verfügbar, denn die paar Häuser werden sie kaum voll beschäftigt haben.
Und kleiner Hinweis, Wäschereien gab es auch da wo keine Parteibonzen wohnten.
Sicherlich gab es Unterschiede zum Volk, aber die gabs auch innerhalb des Volkes. Daher hier zum Vergleich mal Bilder wie das Volk wohnte, lebte, liebte. Natürlich veröffentlicht man im Westen nur „Ruinen“, aber es gab eben auch die andere Seite die man so garnicht zeigt – nämlich den Fortschritt des Sozialialismus.
Einblicke in dt. Wohnzimmer damals und heute:
So lebte das Volk
Das Restaurant Moskau war noch nie auf der Strasse unter den Linden!? Sondern schon immer auf der Karl Marx Allee.