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Schwarze Löcher der Weltwirtschaft

Von Egon von Greyerz

Egon von GreyerzZentralbank-Chefs glauben, sie seien Zauberer, die ihren Zauberstab schwingen und so jedwedes wirtschaftliches Umfeld erschaffen können, welches sie sich wünschen. Das Problem ist aber, dass sie mit ihrer Beurteilung der Wirtschaft ständig daneben liegen, also wissen sie nicht, was sie mit ihrem Zauberstab anstellen sollen. Überdies ist der Zauberstab nicht magisch, sondern ein Schwindel und dies ist das Dilemma aller Zentralbanken.

Ihnen wird unbegrenzte Macht zur Manipulation der Geldpolitik und zur Geldschöpfung gegeben, wenn man aber jemandem grenzenlose Macht gibt, der weder die Situation fachgerecht beurteilen kann, noch die Konsequenzen seiner Handlungen begreift, ist das so, als würde man einem Haufen Kinder Massenvernichtungswaffen anhand geben. Es ist tatsächlich sogar noch schlimmer als das, denn die Banker nutzen die Waffen dafür, Vermögen für ihre Banker-Freunde zu erschaffen.

Booms, Pleiten & die Zerstörung der Weltwirtschaft

Folglich haben Zentralbanken einen Mega-Wohlstand für eine kleine Minderheit geschaffen und unbegrenzte Schulden und Leid für den Rest der Welt. Was Zentralbanken tun, ist Booms und Pleiten in einem Umfang zu erzeugen, welcher die Wirtschaft zerstört. Und das ist exakt das, was in den nächsten paar Jahren geschehen wird.

Die Weltwirtschaft würde ohne Zentralbanken erheblich besser funktionieren. Statt der massiven Booms und Pleiten der Jetzt-Zeit, würde es nur selbst-korrigierende Wirtschaftszyklen kleineren Ausmaßes geben. Die jetzt beginnende Wende des aktuellen Zyklus‘ wird die Welt für eine sehr lange Zeit verändern. Einhundert Jahre Misswirtschaft wird zu wirtschaftlichem und menschlichen Leid führen, welches über Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhundert andauern wird, genau wie beim Ende des Römischen Reiches.

US-Geldpolitik hat ein globales Problem geschaffen

Nach der Zinserhöhung der FED im vergangenen Dezember haben wir gesagt, dass die FED wieder einmal eine Fehlentscheidung getroffen hat, die sehr bald revidiert werden muss. Nun, in ihrer Stellungnahme vor dem Kongress fing die Chefin der Federal Reserve, Janet Yellen, diese Woche an zurückzurudern. Aber wie alle Politiker sieht sie weder, dass die meisten globalen Wirtschaftsprobleme ihre Ursache in der US-Geldpolitik haben, noch gibt sie es zu.

Wir stecken jetzt in diesem Schlamassel, weil die USA mehr als ein halbes Jahrhundert über ihren Verhältnissen gelebt und die Welt mit wertlosen, gedruckten Dollars geflutet haben. Da sie aber eine Politikerin ist, würde Yellen dies niemals zugeben. Stattdessen macht sie Marktturbulenzen und höhere Risiken in China für den Rückgang des US-Wachstums verantwortlich. Es ist verblüffend, wie Politiker niemals ehrlich sein können und eher den Splitter im Auge des Nachbarn sehen, als den Holzscheit im eigenen.

Das erinnert mich an Gordon Brown, den ehemaligen Premierminister Großbritanniens von der Labour-Partei, der dem Parlament als Finanzminister erzählt hat, dass er Boom und Pleiten abgeschafft habe. Als die Krise 2006 bis 2009 begann, gab Brown den internationalen Bedingungen die Schuld und nicht seiner eigenen fehlgeleiteten Wirtschaftspolitik. Dies ist die Unmoral der Politiker – sie rühmen sich für alles Gute, schieben aber anderen die Schuld für alles Schlechte zu.

Egon von Greyerz: Schwarze Löcher in der Weltwirtschaft

Negativzinsen in den USA

Yellen hat also einen weiteren Fehler gegangen, den sie halb zugegeben hat. Wie ich im Dezember gesagt hatte, wird nicht über weitere Zinserhöhungen geredet werden, sondern von Zinssenkungen und vermutlich Negativzinsen. Yellen hat bestätigt, dass sich die FED mit Negativzinsen beschäftigt. Sie sagte: »Wir möchten auf den Fall vorbereitet sein, weitere Akkommodation hinzufügen zu müssen.«

Dieses FED-Sprech ist einfach nur irreal. Warum können die niemals eine Sprache benutzen, die die normalen Leute verstehen? Nun, wir wissen warum. Die erfinden schicke Ausdrücke wie “Quantitative Easing“ [quantitative Lockerung] und »Akkommodation«, um die Leute glauben zu machen, dass die FED irgendwas sehr komplexes und schlaues macht. Warum nutzen sie nicht richtige Worte, wie “Gelddrucken“ und “Zinsmanipulation“? Aber dann würde die Welt ja verstehen, dass da nur herumgetrickst wird, deshalb müssen sich Zentralbanker hinter unverständlichem FED-Sprech verstecken.

Wie auch immer, Yellen weiß, dass Negativzinsen in den USA sehr wahrscheinlich kommen, genau wie dies bereits in 13 anderen Ländern der Fall ist. Der Wettbewerb um die niedrigsten Zinsraten heizt sich auf. Die Schweiz führt immer noch, mit -0,75 %, aber Schweden holt jetzt auf und ist gerade -0,5 % gegangen. (Dass ich sowohl Schwede, als auch Schweizer bin, ist reiner Zufall – versprochen!)

Schwedens Wirtschaft ist derzeit in relativ gutem Zustand, eine Zinssenkung ist also nicht wirklich gerechtfertigt. Aber die offizielle Begründung der Riksbank ist, dass die Inflation zu niedrig sei. Was die nicht erkennen ist, dass niedrige oder negative Zinsen die Wirtschaft nicht stimulieren, sondern Sparer und folglich auch Investitionen abschrecken.

Der wahre Grund für die Senkung der Zinsen ist nicht die niedrige Inflation, sondern das Rennen zum Boden zu gewinnen. Darin stehen Schweden und die Schweiz mit mindestens 11 anderen Ländern mit Negativzinsen im Wettbewerb.

Investoren leugnen es immer noch

Die Finanzmärkte haben seit Jahren die wirtschaftlichen Realitäten ignoriert und frohlockten über Gelddruckerei und Kreditschöpfung. Wir haben seit langer Zeit darauf hingewiesen, dass diese unechten Bedingungen zu Tränen führen werden und das ist das, was jetzt endlich seit Jahresbeginn passiert. Natürlich ist das alles nur der Anfang. Noch gibt es in den Märkten keine Panik, aber die wird bald kommen.

In der vergangenen Woche habe ich einige wohlhabende Leute getroffen. Sie sind allesamt besorgt, aber nicht genug, um ihre Investment-Strategie zu ändern, welche hauptsächlich auf private Unternehmensbeteiligungen, Hedgefonds und Immobilien aufbaut. Hedgefonds hatten 2015 generell ein schlechtes Jahr. Private Unternehmensbeteiligungen werden zu Fantasiepreisen bewertet und nur sehr wenige Investoren erkennen, dass sie im derzeitigen Marktumfeld nur die Hälfte des nominalen Wertes herausbekommen werden.

Darüber hinaus ist es faszinierend, wie überzeugt Immobilien-Investoren davon sind, dass sie eine ihr Vermögen erhaltende Wertanlage halten. Sie erkennen kaum, dass Ziegel und Mörtel keinerlei Wert haben, wenn die Gebäude leerstehen und kein Einkommen generieren.

$ 200 Billionen an Wertanlagen werden sich auflösen

In den kommenden Jahren werden wir die massivste Vermögensvernichtung der Geschichte erleben. Die meisten Investoren werden bis zum Schluss an ihren Investitionen festhalten, wenn sich dann vielleicht $ 200 Billionen an Investments aufgelöst haben. Interessant ist, dass nur sehr wenige der Wohlhabenden, die ich getroffen habe, Gold halten oder es verstehen. Aber das ist natürlich normal, besteht doch weniger als ein halbes Prozent der weltweiten Finanzvermögen aus Gold.

Nur wenige erkennen, dass der DOW und andere Aktienmärkte gegen Gold seit 1999 71 % verloren haben. Noch wichtiger ist aber, dass der DOW allein 2016 bereits 22 Prozent gegen Gold verloren hat. Noch bevor diese Wertanlagen-Zerstörung vorbei ist, wird der DOW mindestens weitere 90 % gegen Gold verlieren.

Wenn Investoren nur erkennen würden, dass sie sowohl ihre Wertanlagen absichern, als auch ihr Vermögen erhalten, wenn sie einen Anteil von nur 20 % ihrer Markt-Investments in Gold anlegen würden…

Viel schlimmer als 2007 bis 2009

Überall sehen wir jetzt schlechte Nachrichten. Nehmen wir AP Möller Maersk. Das ist das größte Container-Frachtunternehmen der Welt und es hatte im vierten Quartal 2015 einen Verlust von $ 2,5 Milliarden zu verzeichnen. Der CEO stellte fest, dass die Bedingungen jetzt schlechter sind als 2008.

Ich wiederhole, was ich schon viele Male gesagt habe: Die Krise 2007 bis 2009 war ein leichter Probedurchlauf. Was seinerzeit passierte, wird den wirtschaftlichen Kollaps der kommenden Jahre als Zwerg erscheinen lassen. 2006 waren die Zinsen weltweit noch viel höher. In den USA lagen die kurzfristigen Zinsen zum Beispiel bei 5 %.

Seitdem gab es 637 Zinssenkungen, was dazu geführt hat, dass 500 Millionen Menschen in Ländern mit Null- oder Negativzinsen leben. Dazu kommt, dass Regierungen seit 2007 mehr als $ 12 Billionen für den Kauf von Wertanlagen ausgegeben haben, von denen die meisten wertlos sind.

Wird das Bankensystem überleben?

Und endlich wachen Investoren auf und begreifen, dass die meisten Banken die kommende Krise wahrscheinlich nicht überleben werden. Bankaktien sind in diesem Jahr auf dem ganzen Globus um 20 bis 40 % gefallen. Die Kosten für Kreditausfallversicherungen [CDS, Credit Default Swaps] bei diesen Banken schießen in die Höhe. Bond-Händler beschreiben die Situation als »schlimmer als Lehman« und Banken wie Credit Suisse und Deutsche Bank verlieren Milliarden.

Die Derivate der Deutschen Bank haben ein 20-fach größeres Volumen als das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands und das schweizerische Bankensystem entspricht dem 7-fachen des BIPs der Schweiz – ohne Derivate. Nicht nur Einlagen von Bankkunden sind einem Risiko ausgesetzt, sondern auch jede Depot-Wertanlage, wie Aktien und Bonds. Jetzt ist nicht die Zeit, irgendwelche großen Werte im Finanzsystem zu halten.

Die gefährlichste Phase der Weltgeschichte zeichnet sich ab

Wir treten jetzt in die sehr gefährliche Phase der kommenden Krise ein. Vertrauen löst sich schnell in Luft auf und wird durch Angst ersetzt. Wir wissen, dass die Weltwirtschaft auf Schulden und falschen Regierungs-Versprechen basiert. Die Welt beginnt nun zu erkennen, dass der Großteil dieser Schulden wertlos ist und dass die Versprechen der Regierungen leer sind und zu nichts führen.

Es gibt jetzt so viele schwarze Löcher in der Welt, dass wir jederzeit morgens aufwachen können und hören, dass eine Bank oder ein souveräner Staat in einem dieser schwarzen Löcher verschwunden ist. Ja, Regierungen werden mehr Negativzinsen erzeugen und unbegrenzte Mengen an Geld schöpfen, aber ohne Erfolg. Der Prozess der Implosion von Wertanlagen könnte sehr schnell und unerwartet vor sich gehen.

zum englischsprachigen Original-Beitrag

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NATO verlangt 2% des Haushaltes
für das Militär auszugeben,

das wären 65 Mrd. Euro jährlich
derzeitiger Militär-Etat: 36,6 Mrd.$
Militär-Etat USA 2015: 1839,53$
Militär-Etat Ger 2017:... 488,09$
Militär-Etat Rus 2015:... 466,44$
(Angaben pro Einwohner des Landes.)

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