Dollars für Borschtsch
Es gibt eine Menge Spekulationen über die ökonomische Gesundheit von Russland was die härteren Sanktionen betrifft. Besorgnis wird geäußert ob Russland seine Existenz bezahlen kann. Diese Besorgnisse sind jedoch dünn wie Papier und dienen mehr dem Rumalbern, weil größtenteils in der Voraussageakrobatik die aktuellen Einnahmen des russischen Staaten überhaupt nicht betrachtet werden. Viele Quellen, was die Voraussagen über die russische Ökonomie betrifft, wiederholen ein und denselben Fehler immer wieder. Grob gesagt, man macht Voraussagen unter der Annahme, dass Russen Dollars zahlen für ihren Borschtsch. In der Realität verkauft Russland Borschtsch für Dollars. Das ist ein wichtiger Punkt, weil Russland seine Ausgaben für den öffentlichen Sektor (Bildungswesen, Gesundheit, Renten, Polizei, Armee usw.) in Rubeln bezahlt!
Wie wir alle wissen (wer es nicht mitgekriegt hatte, hat es dieses Jahr ins Gesicht gedrückt bekommen dank der Gutwilligkeit der liberalen Medien), basieren Russlands Einnahmen auf Naturressourcen. Verkäufe werden in FX durchgeführt (mit Ausnahme spezieller Abmachungen, von denen einige noch laufen). Also lasst uns einen Blick darauf werfen, wie die Kasse des russischen Staates gefüllt wird.
Für diesen Artikel wurden gerundete Zahlen vom Nasdaq WTI Chart für Öl und den XE USD/RUB Chart für FX verwendet. Das Beispiel verwendet mittlere Gaspreise für Deutschland 2013, welcher (laut Bloomberg) 355 Dollar war.
Öl Situation
Was den russischen Staatshaushalt betrifft, ist das Einkommen der Ölindustrie ganz gut und übertrifft wahrscheinlich die frühen 2014 Abschätzungen für das Budget des nächsten Jahres. Sogar der Fall des Ölpreises wird mehr als kompensiert vom Fall des Rubels – die Einkünfte wuchsen ungefähr um 12% auf Jahresbasis.
Jahr | Monat | WTI Crude $ | USD/RUB | RUB Einnahmen |
---|---|---|---|---|
2013 | 1 J. Mittel | 97 | 33 | 3201 |
2013 | November | 94 | 33 | 3102 |
2014 | Februar | 103 | 36 | 3708 |
2014 | Mai | 103 | 35 | 3605 |
2014 | August | 95 | 37 | 3515 |
2014 | November | 75 | 46 | 3450 |
2014 | Dezember | 60 | 60 | 3600 |
Krise | Mittelwert | 88 | 41 | 3497 |
Gas situation
Ein Blick auf das Bild dieses Jahres mit denselben Rubelpreisen wie beim Ölchart. Es ist leicht zu sehen, dass sich die Rubeleinnahmen fast verdoppelt haben zum Ende des Jahres und im Mittel 31% mehr im Vergleich zum Vorjahr ergaben.
Jahr | Monat | Gas $ | USD/RUB | RUB Einnahmen |
---|---|---|---|---|
2013 | 1 J. Mittel | 366 | 33 | 12078 |
2014 | Februar | 366 | 35 | 12810 |
2014 | Mai | 366 | 35 | 12810 |
2014 | August | 366 | 37 | 13542 |
2014 | November | 366 | 46 | 16836 |
2014 | Dezember | 366 | 60 | 21960 |
2014 | 1 J. Mittel | 366 | 43 | 15 592 |
Überraschung, ihr ….. !
Auf dem Papier wird Russland ein gutes Haushaltsjahr haben und ein solides Budget für 2015. Das ist natürlich nur die Fassade. Russland plant große Investitionen für 2015 und die folgenden Jahre (mit den Entwicklungen im Westen muss Russland “2020” deutlich früher passieren lassen) und wird wahrscheinlich seine Mechanismen zur Cashbeschaffung anzapfen um mehr Rubel für diese Investitionen herauszugeben. Ich glaube nicht, dass Russland FX verschwenden wird um sie für Rubel zu verkaufen wenn es auch Rubel drucken kann gegen die frischen FX Holdings. Der “große Wurf” wird für später reserviert, weil wir alle wissen was mit Staaten passiert die den Dollar über nacht verschleudern. Das letzte was Russland (und auch China) jetzt braucht ist eine neue Farbrevolution in verschärfter Form. Genauso wichtig ist, dass man nicht vergessen darf, dass das russische und chinesische Finanzsystem zusammen Billionen in US Schatzbriefen hält (es ist dumm, Cash zu halten, weil Bankkonten bis 250K Dollar abgesichert sind, Schatzbriefe jedoch keine Grenze gegen Bankrott haben) die sie nicht entwerten wollen bevor große Swaps und Sicherheitsmaßnahmen eingerichtet sind. Solange der Westen also nicht mit Waffen kommt, braucht man wegen eines internationalen Rubels noch nicht den Atem anzuhalten. Statt dessen ist das, was Russland jetzt braucht, ein schwacher Rubel, der dazu zwingen wird, von Importen abzugehen und über Substitution und bessere Realisierung von Russlands Potential nachzudenken. Der Plan ist, Russland zu langfristigen lokalen Geschäften anstelle von kurzzeitigem Konsumerismus zu zwingen. Russland muss den Verschlafenen einen kräftigen Klaps geben und den Frühaufstehern einen Vorteil in Zeiten fallender ausländischer Profite. Macht Geschäfte mit eigenen Gütern und Technologien, initiiert einen Aufbau zwischen den Sektoren, und haltet Firmen davon ab, Geld off-shore zu lagern wo es von westlichen “Asset-Managern” eingesackt wird.
Ironie des Schicksals oder Viel Spaß beim Baden
Ironischerweise wird ein schwacher Rubel auch die EU dafür bestrafen, dass sie die Drecksarbeit für die USA macht. Inzwischen kann jeder sehen, dass die USA den Knüppel schwingt während die EU den Preis bezahlt. Der schwache Rubel wird den Tourismus aus Russland und die Exporte nach Russland verringern. Der Landwirtschaftssektor der EU bemerkt schon leichte, aber wachsende Schmerzen. Die Technikindustrie wird folgen wenn Russland das Embargo und die schwache-Rubel-Combo verlängert. Ja, ein schwacher Rubel bedeutet weniger Kaufkraft im Ausland. Aber es bedeutet auch Konkurrenzvorteile für russische Güter auf ausländischen Märkten und erhöhte Verkaufskraft – ein Signal für die Zukunft. Mercedes-Benz hat angekündigt, dass es plant, mehrere Werke in Russland zu errichten. Volvo, Renault-Nissan und andere sind schon dort. Wenn sich das materialisiert – hallo Jobs für Russen und tschüß lang erwarteter ökonomischer Wiederaufschwung in der EU! Deutschland wird bestraft für seine Ambition die Verteilung russischen Gases zu monopolisieren durch den Versuch, die Ukraine in ihr Feld zu holen durch Privatisierung nach dem Coup (inzwischen nur ein geplatzter Traum), während man aktuell Pandoras Box zur Benutzung für die USA geöffnet hat. Bereitet euch auf einen Dreifachschlag vor (muss exzellente deutsche Ingeneursarbeit sein)! Erstens – die USA haben die Ukraine übernommen und Deutschland rausgekickt während Merkel gehorsam die Schnauze hält. Zweitens, die EU-Verkäufe in Russland sinken, und der Fall des Rubel garantiert, dass sie weiter fallen. Südamerika, Türkei, Indien und China sind mehr als glücklich damit, die Löcher zu stopfen. Und drittens, wie gefällt es dass die Türkei ein großer regionaler Gaslieferant für sie wird? Sächsischer Geiz hat seine Grenzen in den Pranken des Bären gefunden, während die ältesten Nationen der Welt ökonomisch eingeladen werden, sich die Show anzusehen.
Durchgreifen am Brokeback Mountain
Bei der Frage-Antwort-Sitzung mit der Presse am 18.12. 2014 hat Putin, gefragt nach dem Vertrauen in die Eliten in seiner Umgebung, geantwortet dass sein größtes Vertrauen aus der überwältigenden Unterstützung durch das russische Volk kommt. Das war nach einigen ziemlich gefährlichen Definitionsversuche der 5. Kolonne und Versuche, Putins Vertrauen zu brechen, passiert waren. Russland wird die augenblickliche ökonomische Situation nicht nur benutzen, um die westlichen “Partner” zu bestrafen, sondern es hat auch eine perfekte Entschuldigung, wenn es passt, Regierung und Banken von der fünften Kolonne zu säubern. Während der niedrige Rubel den Druck auf die europäische Ökonomie erhöht und eine hohe Zentralbankrate die verräterische Rubelspekulation stoppt, hat Putin die Karten in der Hand, den “Zorn des russischen Volkes” loszulassen auf die Verräter im Establishment, die verantwortlich sind für die “Anfälligkeit gegenüber westlichen Sanktionen”, “unerwartete Kursschwankungen”, und “expansive Finanzierung”. Austausch von Personal aufgrund von öffentlichem Druck löst eine Menge Fragen intern und gibt zusätzliche Legitimation extern. “Der Mohr hat seine Arbeit getan, der Mohr kann gehen” auf die feinste Art. Sicherlich, die Verringerung der Fondrate bei der Zentralbank wird wahrscheinlich nicht zu einer Kurserhöhung des Rubels führen (wegen des Eindrucks des Auslandes, nicht wegen der ökonomischen Realität), aber wie schon gesagt, das kann sogar gewünscht sein – leichtere Finanzierung und erhöhte Wettbewerbsfähigkeit ist was die Wirtschaft immer braucht.
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